"Es war einmal ...",

... so könnte die Geschichte Walles anfangen, denn ein bisschen märchenhaft ist sie schon. Ein ganz bescheidener Beginn mit einer schrittweisen Entwicklung als dörfliche Idylle, ein industrieller, nahezu dynamisch verlaufender Aufschwung, am 18./19.08.1944 dann fast das Ende eines Stadtteils, der aber in der Nachkriegszeit aus Ruinen neu entsteht von dieser Zeitabfolge soll hier berichtet werden; einem Stadtteil, von dem noch heute behauptet wird: "In Walle, da wohnen 'se alle!"

Der Anfang Walles führt uns zunächst in graue Vorzeiten - im Jahre 1139 wird Walle erstmals urkundlich erwähnt. Zu diesem Zeitpunkt verlegt Erzbischof Adalbero das Kapitel der Propstei Wilhadi aus der Nachbarschaft des Domes auf den Steffensberg und vereinigt sie mit der hier bereits existierenden Propstei St. Stephani. Daraus entsteht das Stephani-Wilhadi-Kapitel; diese Kirche wird dann im späten Mittelalter "Steffenskirche" genannt. Die Stephani-Kirche war schließlich berechtigt, als "Filiale" die Wilhadi-Kirche errichten zu lassen. Deren Grundstein wurde 1876 gelegt - die Weihe der Kirche erfolgte 1878.

Bleiben wir jedoch zunächst im 12. Jahrhundert.

1179 wird erstmals vom Hof Walle gesprochen. Um 1200 taucht mit Ritter Engelbert von Walle die erste geschichtliche Persönlichkeit in den Annalen auf, und im 15.Jahrhundert wird Utbremen eigentlich schon als zu Bremen gehörig betrachtet. Das alte Ritter- und Patriziergeschlecht stirbt in dieser Zeit jedoch aus. 
Im 16. Jahrhundert errichtet Bremen auf dem Gelände zwischen der heutigen Schleswiger und Theodorstraße eine Richtstätte, den sogenannten Galgenberg. Diese fragwürdige Einrichtung erweist sich als außerordentlich dauerhaft - erst 1811wird der letzte Galgen entfernt.

Das Gut Walle

1635 pachtet der Ritter Christoph Ludwig Raschen, der innerhalb des noch andauernden Dreißigjährigen Krieges als Diplomat auf protestantischer Seite tätig war, das Gut mit dem Hof Walle als Alterssitz. Der heutige Turm der Waller Kirche, von Ritter Raschen gestiftet, wird über seinem Grab errichtet. 
Die Besitzverhältnisse des Gutes Walle, das als Keimzelle des alten Dorfes Walle bezeichnet werden kann, gestalten sich in der Folge recht wechselhaft. So wird es 1813 von den Franzosen besetzt, nachdem Bremen drei Jahre zuvor Bestandteil des französischen Reiches geworden war.

Chausseebau
1820 verdichten sich die Planungen zum Bau einer Chaussee zwischen Bremen und Burg. Trassierung und Finanzierung sind Gegenstand langwieriger Verhandlungen und Beratungen. Im April 1821 beginnen die Erdarbeiten in der Vorstadt und Walle. Bereits im August 1821wurde der Streckenabschnitt bis Gröpelingen zur Benutzung freigegeben. Der Vorläufer der späteren Bundesstraße 6, ab 1916 Heerstraße genannt, hatte seine Geburtsstunde erlebt. 
Der Galgenberg als Richtstätte ist bereits erwähnt worden, und auch seine Nachfolgenutzung entwickelt sich 1828 mit der Errichtung eines Pulverlagers, das dann 1879 nach Oslebshausen verlagert wird, weiterhin zu wenig friedlichen Zwecken. Der Name der noch heute hier befindlichen Grundschule Pulverberg erinnert an diesen Zeitabschnitt.

Stadtteilkarte "Gute Walle" @Geschichtsarchiv Brodelpott